Im Schatten von Milan–Barcelona will Galatasaray heute in Istanbul gegen Schalke 04 die Viertelfinals ins Visier nehmen. Am Bosporus wird mit grosser Kelle angerichtet, der prosperierende Club leistet sich mit Sneijder und Drogba zwei neue Weltstars und Fatih Terim soll nicht nur den sechsten Meistertitel einfahren.
Jüngst weilte Ünal Aysal mit einer Delegation von Galatasaray Istanbul in Deutschland. Der Präsident des türkischen Meisters sucht einen Ort für eine Fussballschule des Clubs in Europa. Er lies sich die Nachwuchsleistungszentren einiger Bundesligisten zeigen, beim Hamburger SV etwa oder das von Eintracht Frankfurt. Nur ein paar Tage nach den kostspieligen Verpflichtungen der Weltstars Wesley Sneijder und Didier Drogba war das.
Aysal ist einer der reichsten Männer der Türkei. Sein Mischkonzern Unit Group ist besonders im Öl- und Elektronikbereich einträglich. Nun will der 71-jährige Aysal auch den Galatasaray Spor Kulübü ganz nach oben führen. «Galatasaray wird sich als Marke in Zukunft noch stärker positionieren, wir wollen in den nächsten Jahren die Champions-League gewinnen“, sagt der Präsdient, der einst an der Galatasaray-Lisesi Abitur gemacht hat, jener berühmten Istanbuler Elitegymnasium, an dem der Verein 1905 gegründet wurde.
Galatasaray zahlt, Europa staunt
Schon in dieser Saison sehen die Türken grosse Chancen, ins Viertelfinale der Champions League einziehen können, nicht nur, weil Achtelfinal-Gegner Schalke 04 kriselt. Die Verpflichtungen von Sneijder und Drogba haben eine riesige Euphorie bei den Fans ausgelöst. Dabei ist die Vereinspolitik von Aysal nicht für Hasadeurtum bekannt. Dennoch staunt Fussball-Europa und fragt, wie Galatasaray Spieler dieses Kalibers finanziert.
Drogba bekommt in den kommenden 18 Monaten zehn Millionen Euro Gehalt. Für Sneijder wurde eine Ablösesumme von 7,5 Millionen Euro an Inter Mailand fällig, und der holländische Internationale kassiert bis zum Vertragsende im Juni 2016 ein jährliches Fixum von 3,2 Millionen Euro, ein Handgeld von 3,9 Millionen und eine Einsatzprämie, die pro Jahr und bei mindestens 20 Einsätzen 500’000 Euro beträgt. Netto, wohlgemerkt.
Neues Stadion als Schwungrad
Galatasaray ist durch den Bau der Türk Telekom Arena wirtschaftlich zum Marktführer in der Türkei aufgestiegen. Mit einer Kapitalerhöhung an der Börse beschaffte sich der Club 73 Millionen Euro. Während das Image von Fenerbahce im Ausland durch den Manipulationsskandal 2011 stark gelitten hat, feierte Galatasaray durch die Einweihung der neuen Heimspielstätte im selben Jahr den Aufbruch in eine neue Ära.
In dieser Saison wurden 44’000 Dauerkarten für die Spiele in der modernen Arena mit einem Fassungsvermögen von 52’652 verkauft. Die Namensrechte lässt sich TürkTelekom acht Millionen Euro pro Jahr kosten. Die 149 Logenplätze generieren ab 2014 angeblich Einnahmen von rund 70 Millionen Euro. In dieser Champions-League-Saison spielte der Klub bislang 28,5 Millionen Euro ein, mit Merchandising 13 Millionen Euro. Alleine von Sneijders neuem Trikot mit der Nummer 14 waren innerhalb weniger Tage über 30’000 Exemplare verkauft.
Die sportliche Zwischenbilanz stimmt auch. Das Team von Trainer Fatih Terim führt die Süperlig mit sechs Punkten Vorsprung an. Und die Mannschaft auf Drogba, der bei seinem Debüt vergangenen Freitag gleich einen Treffer erzielte, und Sneijder zu reduzieren, ist ein Fehler.
Terims Weggefährten
In Burak Yilmaz, der vor der Saison mit viel Tamtam 5 Millionen Euro Ablösesumme aus Trabzon kam und schon bei sechs Champions-League-Treffer steht, sowie Umut Bulut beschäftigt Galatasaray die beiden besten türkischen Angreifer, im Mittelfeld führen zwei Strategen Regie – der in Gelsenkirchen geborene Hamit Altintop und Selcuk Inan –, und im Tor steht der starke Fernando Muslera aus Uruguay.
Der autoritäre Trainer Terim, seit 2011 zum dritten Mal bei den «Löwen» im Amt, holte sich alte Weggefährten, die er einst zu Stars formte, in seinen Trainerstab: Torwarttrainer Claudio Taffarel, Hasan Sas und den aus Mannheim stammenden Ümit Davala. Mit diesen drei als Spielern gewann Terim im Jahr 2000 mit Galatasaray den Uefa-Cups, nach wie vor der grösste Erfolg in der Geschichte des türkischen Vereinsfussballs.
Nun träumen sie am Bosporus mit Drogba und Sneijder vom ganz grossen Wurf. Und vielleicht liegt ja genau darin die Chance von Schalke.
Viertelfinals: 2./3. und 9./10. April | Halbfinals: 23./24. April und 30.4./1. Mai Final: 25. Mai in London, Wembley |
|||
Champions League, Achtelfinals | |||
---|---|---|---|
Dienstag, 12. Februar, 20.45 Uhr | Rückspiel | ||
Celtic Glasgow | Juventus Turin | 0:3 | 6.3. |
FC Valencia | Paris St. Germain | 1:2 | 6.3. |
Mittwoch, 13. Februar, 20.45 Uhr | |||
Schachtjor Donezk | Borussia Dortmund | 2:2 | 5.3. |
Real Madrid | Manchester United | 1:1 | 5.3. |
Dienstag, 19. Februar, 20.45 Uhr | |||
FC Arsenal | Bayern München | 1:3 | 13.3. |
FC Porto | FC Malaga | 1:0 | 13.3. |
Mittwoch, 20. Februar, 20.45 Uhr | |||
Galatasaray | Schalke 04 | 12.3. | |
AC Milan | FC Barcelona | 12.3. |