Kacke unter der Konifere

Manche Geschichten beinhalten keinerlei Neuigkeiten. Dies ist so eine Geschichte. Vom Hygiene-Notstand im Kannenfeldpark.

Bedingt kinderfreundlich: Kannenfeld-Toilette.

Wenn Basel eine Grünanlage besitzt, die den Titel Stadtpark verdient hat, dann ist das der Kannenfeldpark. Der Park beinhaltet 800 Bäume, verteilt auf 340 Arten und über 9 Hektare zwischen den Quartieren Iselin und St. Johann. Den Charakter des früheren Friedhofs prägen die vielen aus der Form gewachsenen Koniferen.

Einst verhalfen sie Grabstellen zu etwas Intimität. Seit sie nicht mehr zurückgeschnitten werden, dienen sie als Verstecke und Kletterbäume für Kinder. Bedenkenlos ist die Sache für Eltern nur bedingt, weil man vor jedem Ausflug ins Nadelgewächs prüfen muss, ob es nicht einem alternativem Zweck, namentlich der Erleichterung, zugeführt worden ist.

Kacke unter der Konifere – seit Jahrzehnten Realität in diesem wunderschönen Park. Die Stadtgärtnerei weiss darüber gut Bescheid. Erst vor einem Jahr sorgte die Thematik für berechtigte Empörung in der «Basler Zeitung» und einen darauf folgenden politischen Vorstoss der SP-Grossrätin Toya Krummenacher.

Man lässt sich Zeit

Geändert hat sich seither: nichts. Der oberste Stadtgärtner Emmanuel Trueb schob die Schuld auf schlecht erzogene Parkbesucher, man könne da leider gar nichts machen. Eine Anfrage heute ergibt, dass sich im Amt nicht viel geregt hat seither. Ein Behördensprecher verweist auf die Regularien, welche der Regierung zwei Jahre Zeit lassen, auf diese Anfrage zu reagieren.

Dass der Vorstoss eine gewisse Dringlichkeit beinhaltete, weil er neue Sanitäranlagen im Zuge der aktuell laufenden Erneuerung der Parkinfrastruktur vorschlug, sorgte für keine erhöhte Betriebsamkeit. Die Stadtgärtnerei scheint des Themas überdrüssig, vermutlich weil es so oft vorgebracht wurde.

Warum also nicht endlich etwas daran ändern?

Im ganzen Park gibt es zwei Toiletten, eine befindet sich neben dem Kiosk an der oberen Parkmauer, sie ist so beklemmend und aus der Zeit gefallen wie der Gastrobunker, der sie beherbergt. Die andere ist in den Polizeiposten integriert und erfüllt diverse Tatbestände. Insbesondere an den Wochenenden beeindruckt sie durch ihre olfaktorische und visuelle Gesamtkomposition. Wer dort reingeht, sollte über den erweiterten Impfschutz verfügen.

Bitte, bitte, bitte

Themenwechsel: Der Kanton Basel-Stadt schwimmt bekanntlich im Geld. Da müsste doch so eine schnuckelige, glänzende Selbstreinigungstoilette drin liegen, liebe Stadtgärtnerei. Wenn nicht für uns Besucher und unsere Kinder, dann doch wenigstens für eure Gärtner, die vermutlich auch Angenehmeres zu tun haben, als die Verdauungsreste von Kleinkindern aus den Koniferen zu klauben.

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