Der neue Marktplatz im Kleinbasel heisst «Klara» und ist so gut wie eröffnet

Am kommenden Freitag geht die «Klara» zum ersten Mal auf. Es wird Spezialitäten aus verschiedenen Ländern geben und Kultur. Der Baustellenbesuch macht schon mal Appetit.

Die Köpfe hinter der «Klara» von links nach rechts: Der flitzende Handwerker, Lukas Riesen, Neda Schön, Pascal Biedermann. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Die mexikanische Kochnische trägt schon Dekor und an der Bar werden die ersten Getränke in die Kühlschubladen geräumt. Denn bereits nächsten Freitag sollen in der neuen «Klara» neun Kleinküchen mit Spezialitäten aus aller Welt die Kleinbasler in die Clarastrasse 13 locken.

Doch ein Augenschein der knapp 800 Quadratmeter zeigt: Bis im Gastrolokal Gäste verköstigt werden können, muss noch viel entstehen. Entsprechend emsig sägen und schrauben die Handwerker. Thomas Keller, der das Gestaltungskonzept entwickelte, packt sogar selbst an – wenn auch eher aus Lust am Werkeln mit Stichsäge denn stressbedingt.

Konzept: flexibel bleiben

«Es soll gar nicht richtig fertig werden», kommentiert Neda Schön das Treiben, während sie mit den anderen anwesenden des «Klara»-Leitungsteams, Pascal Biedermann und Lukas Riesen, entspannt an ein paar zusammengeschraubten Vierkannthölzern lehnt.

Diese scheinbar unfertigen Strukturen findet man überall im Raum und an den Wänden. Sie sollen einfache Rahmenbedingungen schaffen, damit die Standbetreiber später alles individuell gestalten können. Man will dem Raum Zeit geben, sich zu entwickeln, mit Charakter beseelt zu werden.

Am Freitag, 15. September, muss noch nicht alles fertig sein, aber funktionieren.

Mal sehen, was passiert: Diese Mentalität der Macher wirkt auf den ersten Blick etwas marktfremd. Immerhin agieren sie auf schwierigem Pflaster. Der Boulevard Clara gilt als die Krisen-Meile Basels. Vergangenes Jahr schlossen die Filialen eines Sex-Shops, eines Schweizer Discounters und eines skandinavischen Möbelhauses. Just vis-à-vis verkünden aktuell grosse Transparente den Total-Ausverkauf, und in der «Klara» selbst ist zuletzt ein Textilunternehmer mit Billig-Fummel gescheitert.

Kein Wunder also konnte die Stadt Basel als Eigentümerin des Hauses auf die öffentliche Ausschreibung keinen Nachmieter finden. Deshalb suchte sie vor über einem Jahr aktiv nach einem Projekt, das die Strasse belebt. Und da klopfte man bei Biedermann an.

Das «Klara» ist trotzdem weder eine subventionierte Zwischennutzung noch eine Probierplattform. Es zahlt auch einen marktüblichen Mietzins, wie Biedermann sagt. Das Gastro-Projekt ist gekommen, um zu bleiben.

Lunchen wie am Rheinbord: In der «Klara» geht das auch im Winter.

«Als direkter Anwohner ist es mir ein persönliches Anliegen, die Clarastrasse mit kulturellem Inhalt, aber auch wirtschaftlich zu beleben», sagt Biedermann. Er bringt einiges an Erfahrung mit, wie man so etwas umsetzt. So hat er zum Beispiel viel dazu beigetragen, dass das Gundeldinger Feld heute kein Industrieareal mehr ist, sondern ein lebendiges und selbsttragendes Quartierzentrum.

Seine beiden Mitstreiter ergänzen dieses Know-how auf dem Papier ziemlich perfekt. So kennt Riesen das Veranstaltung-Business als Geschäftsleiter des ehemaligen Hinterhof Clubs, während Schön im Betrieb der neuen Markthalle involviert war.

Die mexikanische Kochnische von «Mexis» hat schon ihre landestypische Deko.

Die «Klara» scheint mit den unterschiedlichen Essangeboten wie eine Kleinbasler Dependance der grossen Kuppel beim Bahnhof zu werden. Zumal Valentin Ismail als Ideentreiber mit Wirtepatent mitgezügelt ist und das Leitungsteam ergänzt.

Eine Kopie solls aber nicht werden, wie Schön klarstellt: «Sicher haben wir Gemeinsamkeiten und streben für gewisse Projekte sogar Partnerschaften an. Aber die ‹Klara› wird ihren eigenen Charakter entwickeln.»

Bar-Musik, Lesungen, Filme

Die auffälligste Parallele zur Markthalle sieht Schön in diesem Punkt: «Dort hiess es auch: Unmöglich, an dem Ort funktioniert nichts.» An der Clarastrasse habe es immerhin viele Menschen.

Die können von 11 Uhr vormittags bis spät abends essen kommen. Die Küchen haben in der Regel bis 23 Uhr geöffnet, die Bar an den Wochenenden gar bis 2 Uhr nachts.

Das Kleinbasler Angebot an Kebab, Burger, Thai und Pizza wird also um einiges breiter, oberhalb des Claraplatzes. Es werden Spezialitäten aus Senegal und Äthiopien, orientalische Speisen, argentinische Küche oder japanisches Essen dazukommen – alles auch als Take-away.

Ein Ort für die Kultur jenseits des Essens: der Veranstaltungsraum.

Trotz Take-away wollen die Macher ihre Gäste noch lieber zum Verweilen einladen, mit einem Interieur, so variabel wie das Essen: da ein Langtisch, dort ein paar Sitznischen, Rheinboard-Stufen oder Barhocker. Und immer mal wieder beschallt ein Live-DJ das Ganze. «In Bar-, nicht Tanzlautstärke», wie Riesen ergänzt.

Den Auftakt machen Luca Bruno als Der Zensor mit Kompagnon Gregster Brown. Der Veranstaltungsraum wird denn auch weniger für Partys als für andere kulturelle Veranstaltungen genutzt wie Lesungen, Ausstellungen oder als Kino.

Bestens belüftet

Noch riecht es nach frischem Bodenöl, doch wenn dann die Buden nebenan ihre Fritteusen anwerfen, soll sich in der «Klara» kein Duftdunst bilden, wie man es von der Markthalle am Bahnhof kennt. Dafür sorgt eine wuchtige neue Lüftungsanlage, die den halben Keller füllt.

Der Unterbau der «Klara» stimmt somit auch technisch. Theoretisch kann also nix mehr schiefgehen. Der Praxistest läuft ab nächster Woche.

Freitag 15. September, 19 Uhr, Eröffnung «Klara», Clarastrassse 13, Basel.

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