Mit der WM verdient der FCB knapp eine halbe Million – oder noch mehr

Mit Michael Lang hat der FCB zwar nur einen Spieler im Schweizer WM-Kader. Trotzdem fliesst eine beachtliche Summe zum FC Basel. Er profitiert von deutlich höheren Turnier-Entschädigungen der Fifa, und zwei Ehemalige lassen noch immer die Kasse klingeln.

Michael Lang (Dritter von links) im Kreise der Nationalmannschaft. Der Basler bereitet sich auf die Weltmeisterschaft vor, an der er als einziger Super-League-Spieler teilnimmt.

Die Situation des FC Basel war auch schon komplizierter, wenn er die Saisonvorbereitung nach einem grossen Turnier wieder aufnahm. An der Europameisterschaft 2016 nahmen beispielsweise sieben FCB-Spieler teil, entsprechend gestört wurde die Arbeit des Trainers Urs Fischer im Vorfeld der Saison 2016/17.

Aus Raphael Wickys Kader ist zwei Jahre später nur ein einziger Spieler mit dabei: Michael Lang. Der Aussenverteidiger reist nach Russland, während andere Anwärter wie Fabian Frei, Dimitri Oberlin oder der Super-League-Torschützenkönig Albian Ajeti keinen Platz in Vladimir Petkovics Aufgebot hatten.

Beim ersten Spiel der Schweiz an der WM, die am 17. Juni gegen Brasilien startet, werden die anderen Spieler mit dem FC Basel bereits seit drei Tagen wieder im Training sein. Schliesslich beginnt die Super League bereits am 21. Juli – und die finanziell so wichtige Champions-League-Qualifikation nur drei Tage später.

Seit 2010 hat die Fifa die WM-Entschädigung verfünffacht

Je nach Erfolg der Schweizer in Russland wird es da für einen Einsatz Michael Langs eng. Der FC Basel will dem Verteidiger zehn Tage Ferien gönnen und Trainer Wicky sagt im Interview mit der TagesWoche, dass ein Spieler mit nur einer Trainingswoche nicht bereit sei für eine solche Qualifikationspartie in der Königsklasse.

Seit 2010 entschädigt die Fifa die Clubs für das Abstellen der Spieler. Bei der Weltmeisterschaft in Südafrika betrug das Volumen dieser Zahlungen 40 Millionen Dollar, 2014 in Brasilien 70 Millionen und 2018 in Russland schüttet der Weltverband 209 Millionen Dollar aus.

Diese Entschädigung «markiert einen weiteren Meilenstein, den der europäische Club-Fussball gesetzt hat», sagte Karl-Heinz Rummenigge vor drei Jahren, als er noch Vorsitzender der European Club Association war, der auch der FC Basel angehört. Von den Zahlungen profitieren auch sechs Vereine in der Schweiz.

Das Geld kommt den Vereinen zugute, bei denen ein Spieler in den beiden Jahren vor der WM unter Vertrag war. Pro Spieler und Tag kommt ein Betrag von 8530 Dollar (rund 8400 Franken) zusammen. Dies unabhängig davon, ob er an der Endrunde zum Einsatz kommt oder nicht. Die Frist beginnt zwei Wochen vor dem Eröffnungsspiel und endet einen Tag nach dem Ausscheiden der jeweiligen Mannschaft.

Für Lang erhält der FC Basel den Vollbetrag. Für Akanji und Gaber je einen Drittel, weil sie zwischen Juli 2017 und Mai 2018 den Verein wechselten. Alleine für die Gruppenphase fliessen damit umgerechnet rund 400’000 Franken nach Basel.

Neben dem FC Basel profitiert der FC Lausanne-Sport am meisten von den Zahlungen. Dank der beiden Zentralamerikaner Yeltsin Tejeda (Costa Rica) und Gabriel Torres (Panama).

Immer weniger Super League im Schweizer Kader

So willkommen dieses Geld für die Super-League-Clubs ist, so düster sieht es damit um die Zukunft aus. Zumindest die Schweizer Nationalmannschaft bedient sich kaum mehr in der heimischen Liga. An der WM in Russland ist Michael Lang der einzige Spieler aus der Super League.

Dass Nationaltrainer Vladimir Petkovic auf 22 Söldner und nur auf einen Spieler aus der heimischen Liga setzt, ist ein Novum. Bisher waren immer mindestens fünf Spieler aus der Super League mit der Schweiz an einem grossen Turnier. An der EM 2004 standen erstmals weniger als die Hälfte der Nationalspieler bei einem Club aus der heimischen Liga unter Vertrag. An den Welt- und Europameisterschaften des neuen Jahrtausends waren es durchschnittlich noch sieben Spieler.

Während die Super League als Quelle für Nationalspieler versiegt, ist die deutsche Bundesliga zum grössten Lieferanten für Schweizer Nationaltrainer geworden.

Mit dem Rückgang der Super-League-Akteure in den Schweizer Turnierkadern geht auch die Zahl der FCB-Spieler zurück. Im neuen Jahrtausend waren immer mindestens zwei Rotblaue mit dabei, 2004 an der WM in Portugal waren sogar vier Schweizer Nationalspieler beim FC Basel unter Vertrag (siehe Grafik unten).

Allerdings reisen sieben Spieler nach Russland, die einst für den FC Basel gespielt haben. Fünf von ihnen darf man, sofern Verletzungen ausbleiben, guten Gewissens in der Startformation erwarten: Yann Sommer im Tor, Fabian Schär und Manuel Akanji in der Innenverteidigung, Granit Xhaka im zentralen Mittelfeld und Xherdan Shaqiri auf dem Flügel.

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