Es gibt Torhüter, die reagieren nach grossen Paraden anders als Jonas Omlin. Sie ballen zum Beispiel die Faust, wie der St. Galler Dejan Stojanovic nach seiner Parade bei Albian Ajetis Grosschance. Als Minuten später auf der anderen Seite Yannis Tafer aus kurzer Distanz zum Abschluss kommt und Omlin mit der Fussspitze im Stile eines Handballtorhüters den Ball gerade noch pariert, bleibt der neue Mann im Tor des FC Basel hingegen gelassen.
Mehr als ein erleichtertes Aufatmen ist nicht zu erkennen bei Omlin, der in diesem Moment mit seiner Ruhe alleine ist. Denn längst haben offiziell 25’648 Zuschauer eine Partie aufgesaugt, die bereits in der ersten Halbzeit reich an Torszenen ist, die hin und her schaukelt, und in der sich Omlin immer wieder auszeichnet. Aber der Goalie bleibt gelassen, «er strahlt viel Ruhe aus», sagt FCB-Trainer Raphael Wicky nach der 1:2-Niederlage des Vizemeisters.
Die Gelassenheit trägt Omlin zumindest äusserlich auch nach der Auftaktpartie zur neuen Super-League-Saison vor sich hin. «So ein Debüt ist speziell, auch wenn es ein Super-League-Spiel wie jedes andere war. Aber es macht viel Freude, vor dieser Fankurve zu spielen», sagt er nach der Premiere im Dress des FC Basel, der rund 1,2 Millionen Franken für den Goalie ausgegeben hat.
In Luzern wird Omlin nach dem ersten Spiel gleich wieder zurückgestuft
Omlin hatte seine Karriere in der Super League vor etwas mehr als drei Jahren lanciert. In der Swissporarena mit dem FC Luzern gegen den FC Basel. Und dabei gab der damals 21-Jährige eine derart glücklose Figur ab, dass er von Markus Babbel sogleich wieder in die zweite Reihe verbannt wurde. Erst in der Saison 2016/17 schaffte Omlin den Durchbruch, ein Jahr später stand er in jedem Liga-Spiel auf dem Platz.
Seit diesem Sommer ist der inzwischen 24-Jährige der neue Goalie des FC Basel. Trotz der Verpflichtung des 28-jährigen Martin Hansens, der wenige Tage vor Saisonbeginn aus Ingolstadt kam und wegen dessen Erfahrung in der Deutschen Bundesliga und der holländischen Eredivisie die Frage aufkam, ob es in Basel eine Diskussion geben könnte um die Nummer 1.
Die Frage beantwortete die sportliche Leitung vier Tage vor Saisonbeginn, in dem sie Omlin öffentlich zur Nummer 1 machte. Und zumindest sein erster Auftritt im St.-Jakob-Park lassen die Vermutung zu, dass dieses Vertrauensvotum dem Zentralschweizer gut getan hat. «Omlin gibt der Mannschaft Sicherheit», sagt Wicky.
Die Torhüterposition ist einer der Aspekte, mit denen der Trainer trotz der Niederlage zufrieden sein darf. Über Aldo Kalulu, den neuen französischen Angriffsspieler, sagt Wicky nach den vielen vergebenen Torchancen: «Er hätte zum Held in der Offensive werden können.» Omlin wurde es in der Defensive: Er hielt sieben Schüsse – zwei davon zählen nicht zu den Pflichtparaden eines Fussballtorwarts.
Ein unhaltbarer Schuss trübt Omlins Debüt in Basel
Beim letzten Versuch in der 94. Minute gab es für Omlin allerdings nichts zu halten. Luca Zuffi hatte Marco Aratores Schuss mit dem Rücken abgelenkt, die Partie war entschieden – und Omlin verlor erstmals in seiner Karriere gegen den FC St. Gallen. Für den Goalie ist das eine «bittere Pille», sagt Omlin, der mit dem FCB am Dienstag in der Champions-League-Qualifikation gegen PAOK Thessaloniki antritt.
«Die Zuversicht ist gross», sagt Omlin, der zum ersten Mal im Rahmen der Königsklasse auf dem Feld stehen wird. Seine bisherige internationale Erfahrung beschränkt sich auf zwei Einsätze in der Europa-League-Qualifikation gegen den kroatischen Verein NK Osijek.
Im Dress des FC Basel wird der Druck auf Omlin auf dem internationalen Parkett grösser sein als in Luzern, wo eine Europacup-Teilnahme keine Pflicht ist. Die Basler aber haben ebendiese als Ziel formuliert, lange darf der FCB also nicht an der Startniederlage nagen. Oder wie Omlin sagt: «Wir haben gar keine Zeit zum Studieren.»
Für ihn selbst geht in diesen Englischen Wochen, die dem FCB bis am 4. August ins Haus stehen, die Integration in den neuen Verein weiter. In Massimo Colomba hat Omlin einen neuen Goalie-Trainer, was für ihn auch neue Routinen und Abläufe bedeutet. Dem 24-Jährigen gefallen diese neuen Impulse, er will lernen und weiterkommen, und er wolle «alles aufsaugen», was sein neues Umfeld zu bieten hat.
Dazu gehören auch Niederlagen. Und für einen Goalie sind diese besonders grausam, wenn er doch eigentlich zu den Besten auf dem Platz gehörte.