Sparpläne an der Universität Basel: All das fällt weg

Die Universität Basel muss die Kosten senken. Die Sparmassnahmen sind einschneidend: Die Theologen müssen ihre Bibliothek auflösen, die Geisteswissenschaften streichen Professuren und Fächer, die Juristen sparen beim Nachwuchs.

Ausgedünntes Programm: Fakultäten wie die Theologie werden vom Sparauftrag «hart getroffen».

Während sich die Studierenden damit aufhalten, ob die «Weltwoche» aus dem Campus verbannt gehört oder nicht, werden an der ältesten Hochschule der Schweiz Fakten geschaffen. 45 Millionen Franken muss die Universität Basel aus politischen Gründen ab dem Jahr 2021 jährlich einsparen – mit direktem Durchschlag auf den Lehr- und Forschungsbetrieb.

Was alles wegfällt, ist schwierig zu recherchieren. Die Uni Basel mauert trotz Öffentlichkeitsprinzip bei Medienanfragen, stellt eine Übersicht in unbestimmter Zukunft in Aussicht. Seit dem offenen Protest gegen die Streichung der renommierten Professur für Mittelhochdeutsch scheut die Universitätsleitung am Petersplatz die öffentliche Debatte um ihre Sparpolitik.

Details zu den Sparmassnahmen konnte die TagesWoche von drei Fakultäten in Erfahrung bringen, zwei grossen und einer kleinen.

Theologie

Die kleine Fakultät muss ab 2021 100’000 Franken pro Jahr einsparen. «Uns trifft die Sparvorgabe hart», sagt Dekan Reinhold Bernhardt auf Anfrage. Die Theologen würden ohnehin schon unter Personalmangel leiden, nun kommt ein weiterer Abbau dazu:

  • Bernhardts Professur für systematische Theologie wird nach dessen Emeritierung halbiert.
  • Die Bibliothek der Theologen wird aufgelöst und in die Universitätsbibliothek integriert. Das verursacht zunächst weitere Kosten über 250’000 Franken, welche die Fakultät über die nächsten zehn Jahre abstottern muss.
  • Um die Kosten für den Umzug begleichen zu können, werden weniger Bücher für die Bibliothek beschafft.
  • Das Betriebsbudget wird gekürzt und unter anderem das Lehrangebot verkleinert. «Das führt entweder zum Qualitätsabbau oder zur Mehrbelastung des bestehenden Personals», sagt Bernhardt.

Juristische Fakultät

Das Sparziel für die Juristen beträgt 250’000 Franken pro Jahr. Mit einem Bündel an kleineren Einsparungen soll ab 2021 der Sparauftrag erfüllt werden. Auffällig ist der Abbau in der Nachwuchsförderung.

  • Die Tutorate im zweiten und dritten Studienjahr werden gestrichen. In diesen Übungslektionen konnten die Studenten bis anhin den Lernstoff vertiefen und Fragen stellen, für die sonst keine Zeit ist. Mit dem eingesparten Betrag von rund 100’000 Franken wollte die Fakultät eigentlich eine PostDoc-Stelle finanzieren. Damit können junge Juristen nach dem Erwerb des Doktortitels in ihrem Spezialgebiet weiterforschen. Nach dem Sparauftrag ist nun klar: Diese PostDoc-Stelle wird gar nie geschaffen.
  • Ein weiteres schlechtes Signal für den eigenen Nachwuchs ist die Streichung einer Assistenzstelle, wodurch die Fakultät weitere 60’000 Franken einspart.
  • Die übrigen 90’000 Franken kommen zusammen, indem Lehraufträge im Umfang von 9 Wochenstunden seltener stattfinden als bisher, nämlich jedes dritte statt jedes zweite Semester. Das erschwert die Studiumsplanung der Studierenden.

Geisteswissenschaften

Die Philosophisch-Historische Fakultät muss rund drei Prozent ihres Budgets einsparen, was 900’000 Franken entspricht. Dekan Walter Leimgruber kann das Geld nur durch einen Stellenabbau einsparen, wie er auf Anfrage erklärt.

Leimgruber sah zwei Strategien, um den Auftrag der Unileitung umzusetzen. «Man streicht einzelne Stellen, die gerade offen sind. Das betrifft dann drei oder vier Fächer, die leiden werden, aber dann ist die Sache erledigt.» Das Problem dieser Herangehensweise liege darin, dass keine strategische Planung möglich sei: «Das Fach, das gerade eine Stelle offen hat, hat einfach Pech.»

Leimgruber wählte einen anderen Weg:

  • Die beiden kleinen Fächer Vorderasiatische Archäologie und Historisch-vergleichende Sprachwissenschaft verschwinden komplett aus dem Programm.
  • Vier Professuren werden abgewertet. Iberoromanistik, Germanistik, Medienwissenschaft und Geschichte verlieren je eine ordentliche Professur. Ihre Stellen sollen Assistenzprofessoren auf fünf Jahre befristet übernehmen.

Das spart Lohnkosten, weil die befristeten Stellen weniger gut bezahlt werden und vor allem für junge Wissenschaftler attraktiv sind.  Dazu kauft sich Leimgruber mit dieser Strategie Zeit, um einige wichtige Fragen zu beantworten: «Welche Fächer werden in Zukunft wachsen, welche sollen wachsen, gefördert werden? Wo sollen die Schwerpunkte liegen? Wo zeigt sich umgekehrt Sparpotenzial?»

Und der Rest?

Wo sparen die Ökonomen, wo die Naturwissenschaftler, Mediziner und Psychologen? Dazu schweigen sich die Fakultäten aus. Eine Anfrage zur Offenlegung gemäss Öffentlichkeitsprinzip ist hängig.

Bekannt gibt die Universität einzig die Sparziele dieser Fakultäten. Die Mediziner müssen 2,8 Millionen Franken jährlich einsparen, die Naturwissenschaftler 2,3 Millionen, die Ökonomen 70’000 Franken und die Psychologen 329’000 Franken. Alle Fakultäten, so die Order von oben, müssen ihr Budget um rund 2,5 Prozent kürzen.

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