Harte Bandagen im Kampf gegen die Wehrpflicht-Initiative der GSoA: Auf der Website der Gruppe «Giardino, für eine starke Schweizer Milizarmee» wird GSoA-Mitbegründer Jo Lang der Tod gewünscht. Der Präsident von Giardino weigert sich, die Todesdrohung zu löschen.
Der Kommentar auf der Website der Gruppe Giardino, einer Vereinigung von ehemaligen und aktiven Soldaten, die sich für eine starke Schweizer Armee einsetzt, lässt keinen Raum für Zweifel: Zur Person von J.L.: Ein Ar……. ist und bleibt ein Ar…….!!! Schade, FL hat die falschen getroffen!!»
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Der Kommentar steht unter einem Bericht des «Giardino Nachrichtendienst» über die Jahresversammlung der GSoA in Solothurn. J.L, das ist Jo Lang, Mitbegründer der GSoA und Referent in Solothurn. Und FL, das ist Fritz Leibacher, der am 27. September 2001 im Zuger Kantonsparlament 14 Menschen erschoss. Jo Lang war an diesem Tag im Zuger Parlament und überlebte.
Der Vizepräsident der Grünen verlangt nun öffentlich eine Entschuldigung von Giardino und die Löschung des Kommentars. In einer Medienmitteilung der GSoA heisst es: «Dieser Kommentar, aber auch andere Texte zeugen von einer beängstigenden Respektlosigkeit gegenüber politischen Gegnerinnen und Gegnern.» Man sei es gewohnt, als «Horde kaputter Typen» oder als «Affenbande» bezeichnet zu werden. «Die Grenze ist allerdings dort überschritten, wo es um das Leben geht.»
«Wir machen keine Zensur»
Präsident der Gruppe ist Oberstleutnant Hermann Suter aus Greppen (LU). Er will sich weder entschuldigen noch den Kommentar von der Website der Gruppe löschen. «Wir sind der Bundesverfassung verpflichtet und dort gilt die freie Meinungsäusserung.» Jeder sei selber für seine Äusserungen verantwortlich. Natürlich sei es ein Chabis, was dieser Walter Liechti (von dem Suter nicht weiss, ob es ein echter Name ist) auf seiner Seite schreibe. Aber: «Wir sind doch nicht in der DDR! Ich mache keine Zensur.» Das sei halt das Problem der Social Media, da könne jeder anonym jedes dumme Lappizeug verzapfen.
Vor ein paar Wochen habe die GSoA ihrerseits die Armee als Gefahr für die Demokratie und gewisse Soldaten als Rambos bezeichnet. «Damit hat die Gruppe die halbe Schweizer Bevölkerung kriminalisiert. Dafür wollen wir eine Entschuldigung!» Erst wenn sich die GSoA öffentlich bei den «Tausenden von aktiven und ehemaligen Angehörigen der Armee» entschuldigt habe, sei die Gruppe bereit, den Kommentar zu löschen, heisst es in einem weiteren Beitrag auf der Seite. Die Gegenforderung von Giardino endet mit der Kampf-Parole: «Gruppe Giardino – Wir sind die Anti-GSoA!»
Die Sehnsucht nach dem Kalten Krieg
Und diese Anti-GSoA hat sich ganz dem Kampf gegen die Wehrpflicht-Initiative verschrieben, über die voraussichtlich diesen Herbst abgestimmt wird. Dabei werde der Ton immer aggressiver, wie Jo Lang in einer Mail festhält. Nach einem Auftritt im Fernsehen habe er kürzlich ein Schreiben erhalten mit folgendem Inhalt: «Wenn ich dich erwische schneide ich dir mit meinem Sackmesser die Kehle durch. Es muss einmal ein Exempel stattuirt werden.» (Orthographie wie im Originaltext). Die Mail war namentlich gezeichnet, Lang verlangte eine persönliche Entschuldigung und erhielt sie auch. Das Schreiben sei exemplarisch für das Auftreten der geistigen Landesverteidiger, die heute höchst verunsichert seien. «Die Sehnsucht nach dem Kalten Krieg, sie ist immer noch da.»
Update, 25.4.2013: Walter Liechti hat sich in der Zwischenzeit entschuldigt und die Gruppe Giardino gebeten, seinen Kommentar von der Website zu löschen. Dazu passt auch dieser Hinweis eines TagesWoche-Lesers:
@tageswoche nach Bundesgericht ist ein Website für die Inhalte der User mitverantwortlich j.mp/11jKOwr
— Matthias Bürcher (@buercher) 24. April 2013