Quartiertreffpunkt Kinderwerkhof: Eine Zwischennutzung der anderen Art

Bis vor kurzem war es eine öde Kiesbrache, jetzt flattern hier bunte Wimpel im Wind. Der Kinderwerkhof macht Kinder zu kreativen Zischennutzern. Und legal ist das Ganze auch noch.

Die Stadtgärtnerei brachte Baumstämme und eine Spielkiste als Stauraum vorbei. (Bild: Daniel Faulhaber)

Bis vor kurzem war es eine öde Kiesbrache, jetzt flattern hier bunte Wimpel im Wind. Der Kinderwerkhof macht Kinder zu kreativen Zischennutzern. Und legal ist das Ganze auch noch.

Ein trockener Kiesplatz, eine graue Wand. Mehr blieb nicht übrig, als die Bagger abzogen an der Ecke Reusstrasse / Oberalpstrasse im Neubadquartier. Heute werden dort Seeschlachten ausgetragen und wilde Verfolgungsjagden abgehalten, der Platz hat sich zum Schauplatz epischer Abenteuer entwickelt.

Die Akteure dieses Spektakels sind die Mädchen und Jungen aus den umliegenden Quartierstrassen, die Wände sind mittlerweile bunt bemalt, am Zaun hängen farbige Wimpel. Aus der drögen Abbrucheinöde wurde ein Tummelplatz für Kinder. Was ist passiert?

Umzonung auf Eigeninitiative

Hier steht ein «Kinderwerkhof», informiert eine Tafel neben dem Eingangstor. Eine Fläche zum «Spielen, Graben, Pflanzen oder einfach zum Staunen», heisst es weiter. Das Projekt entstand auf Initiative von Susann von Feilitzsch, Anja Bremerich, Zeno Steuri und Michael Gärtner.

Die Kiesbrache sei ihnen als direkten Anwohnern sofort aufgefallen, die Idee mit dem Kinderspielplatz war bald zum erklärten Ziel gereift. «Den Vorstoss, die Oberalpstrasse zur Begegnungsfläche umzuzonen, hat die Stadt vor einigen Jahren abgelehnt», sagt Susann Feilitzsch. «Als der Werkhof abgerissen wurde, sahen wir eine neue Chance für diese Idee.» 

Die Stadt hatte die Brache zur Bebauung ausgeschrieben und bald neue Pächter gefunden. An sie richteten sich die Initiantinnen und Initianten des Kinderwerkhofs mit der Bitte, den Platz bis zum Baubeginn zwischennutzen zu dürfen. «Den neuen Eigentümern gefiel die Idee einer Vor-Belebung ihres neuen Wohnorts», sagt Michael Gärtner. Nun wurde ein Vertrag aufgesetzt, der die Frage der Haftung für die Benutzung und andere juristische Details klärt.

Partizipativer Spielplatz als Quartiertreffpunkt 

Der Kinderwerkhof trägt sein Grundkonzept im Namen. Hier soll gebaut, gebastelt und selber gestaltet werden. Die Kinder treffen hier nicht auf ein festes Setting von Spielstationen, sie müssen den Raum selber bebauen. Damit bleibt der Platz wandelbar, was heute ein Segelschiff ist, kann morgen zur Ritterburg umgebaut werden. Die Stadtgärtnerei stellt für den Zeitraum der Zwischennutzung eine Spielkiste und Baumstämme für einen Kletterparcours zur Verfügung, als öffentlicher Spielplatz darf der Kinderwerkhof von diesem Angebot profitieren.

Die Anwohner reagierten durchwegs positiv auf die neu entstandene Begegnungszone. Denn genau das soll er sein, der Kinderwerkhof, ein Quartiertreffpunkt. «Wir sind dankbar für alle Anregungen und Rückmeldungen», sagt Anja Bremerich, «sei es in Form von Sachspenden oder Ideen für einen Themennachmittag.»

Natürlich gab es auch Bedenken, bezüglich der Öffnungszeiten etwa, oder zu Fragen der Sicherheit. Man hat sich aber einigen können. Am Eingang zum Platz hängt ein Briefkasten für allfällige Reklamationen oder Wünsche, zudem informiert eine Tafel über das Projekt Kinderwerkhof und die Kontaktdaten der Verantwortlichen.

«Am Eröffnungsabend vergangenen Freitag erschienen ca. 100 Besucher, viele der Kinder sind seither wiedergekommen», sagt Zeno Steuri zufrieden. Er unterstützt den Kinderwerkhof mit dem Projekt «KinderKraftWerk» des Jugendsozialwerkes Blaues Kreuz BL, das sich für kindergerechte Lebensräume einsetzt. Bis zur Bebauung wird es wohl noch eine Weile dauern, den Sommerabenteuern der Kinder im Quartier steht damit nichts mehr im Weg.


Öffnungszeiten sowie Hintergrundinformationen und Kontaktdaten findet man auf der Homepage des Kinderwerkhofs.

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