Als ob wir immer noch in den 60ern leben würden: Auf den Stossstangen der wackeren Baselbieter klebt neuerdings wieder ein politisches Bekenntnis.
Ausgerechnet Buckten. Ausgerechnet in jener kleiner Gemeinde kurz vor dem Hauenstein, die ich gegen den Politchef der BaZ so leidenschaftlich verteidigt habe. Wegen aufgeschlossen und so («Remember Kupfersiedlung»!). Aber gegen einen Mitsubishi Galant (respektive dessen Fahrer) ist keine Gemeinde knapp unterhalb der Baumgrenze gefeit.
Und dort prangt er dann, der Kleber. Ist ja eigentlich nur konsequent von den Gegnern der Fusion auf eine Werbekampagne aus den 60er-Jahren zurückzugreifen. Glauben Sie mir: Wenn dann irgendwann tatsächlich über die Wiedervereinigung abgestimmt werden sollte, dann wird das ein Abstimmungskampf aus der Vergangenheit. Mitten drin: der Kleber. Das Design ist gleich wie damals, der Spruch ist gleich wie damals (von der neuen Rechtschreibung unbeleckt), neu dazu gekommen ist nur ein Hinweis auf eine Seite im Internet. Auf dieser Seite liest man Argumente wie das folgende: «Die Kultur wird im Baselbiet völlig anders gemacht und genossen als in der Stadt, wo doch (nebst der Fasnacht) eher nur ein Kulturkonsum besteht.» Oder: «Das Baselbiet hat ausgereifte Strukturen, der Stadt fehlt eine eigenständige Organisationsstruktur.»
Ach du meine Güte. Die Städter sind übrigens keinen Dreck besser. Während die Baselbieter Argumente gegen eine Fusion zwischen den Zeilen «hochnäsig!» und «arrogant!» andeuten, sind es bei den Städtern mal besser, mal schlechter versteckte «Alles Hinterwälder!»-Hinweise.
Das kann ja nicht rückständig sein
Dabei waren es genau die Kleber an den Heckscheiben der Autos vor der Abstimmung über die Wiedervereinigung 1969, die die Aufgeschlossenheit der Fusions-Gegner zeigen sollten. Auf der Website der Baselbieter Geschichte heisst es: «Wer sich einen Wagen leisten konnte, hatte es zu etwas gebracht und galt als aufgeschlossen. Wer ein Auto fuhr und für die Selbständigkeit des Kantons eintrat, konnte nicht rückständig sein.»
Die Kleber waren so populär, dass kurz vor der Abstimmung die Gegner in Basel-Stadt ein Gegenstück produzierten, auf dem nur «… mir au» zu lesen war. «Mir au» gilt im Moment in erster Linie für bürgerliche Baselbieter Politiker, die den Kleber unter das Volk bringen. An der Wahlfeier von Thomas Weber prangte der Kleber statt auf einer Stossstange auf dem Busen von FDP-Präsidentin Christine Frey. Und nach, normalerweise gut unterrichteten Quellen, soll auch der Urbaselbieter Adrian Ballmer sein Bekenntnis gleich in mehreren Ausführungen vor sich hertragen. Einmal auf seiner Mappe, einmal auf seinem Smart. Ja, Ballmer fährt Smart. Obwohl wir uns ihn auch gut in einem Mitsubishi Galant vorstellen können.