Die Entwicklung des Gebiets Volta Nord, auch Lysbüchel genannt, sorgt für Konflikte. Seit bekannt ist, dass auf dem 116’000 Quadratmeter grossen Industrie- und Gewerbeareal auch Wohnungen gebaut werden sollen, schiessen Gewerbeverband und Handelskammer mit schweren Geschützen gegen die Planer. So auch jetzt, nach der Bekanntgabe des Bebauungsplans für Volta Nord, den der Kanton Basel-Stadt zusammen mit den Land-Miteigentümerinnen SBB und Stiftung Habitat ausgearbeitet hat.
Um was es geht:
- Auf dem Gewerbe- und Industrieareal Lysbüchel sollen 2000 bis 3000 Arbeitsplätze und Wohnungen für 1300 bis 1900 Menschen entstehen. Dazu ein Primarschulhaus, Räume für Kultur und Grünflächen.
- Der Bebauungsplan sieht eine räumliche Abgrenzung der verschiedenen Nutzungsarten vor: Ganz im Norden gibt es Raum für Industrie und Gewerbe, südlich anschliessend ein Areal für Gewerbe und Dienstleistungen, weiter ein Areal für Mischnutzungen zwischen Gewerbe und Wohnen und im Süden schliesslich ein reines Wohngebiet mit einem neuen Primarschulhaus.
Kantonsbaumeister Beat Aeberhard sprach an der Medienkonferenz von einer «städtebaulichen Vision» – eine, die es erlaube, das äussere St. Johann mit der traditionellen Blockrand-Bebauungsstruktur räumlich weiterzuführen. Und er lobte die Staffelung als «gescheite Verteilung der verschiedenen Nutzungsarten»: im Norden die laute Industrie, anschliessend als lärmdämmender Übergang Bauten für leiseres Gewerbe sowie Dienstleistungsbetriebe und im Süden Wohnungen.
Damit die Industrie lärmen kann, sind im Bebauungsplan die Anforderung für die bauliche Lärmdämmung an den Wohngebäuden um 5 Dezibel verschärft worden.
Bau- und Verkehrsdirektor Hans-Peter Wessels gab sich pragmatisch. Er hob einmal mehr hervor, dass Basel dringend neuen Wohnraum und auch Platz für das Gewerbe brauche. «Mit dem Wegzug von Coop in diesem Sommer wird das Areal stark unternutzt sein, es ist also ein Gebot der reinen Vernunft, Volta Nord einer intensiveren Nutzung zuzuführen», sagte er.
Die beiden weiteren Arealbesitzer, die SBB und die Stiftung Habitat, freuen sich ihrerseits aufs Bauen. Die SBB ganz besonders, weil auf ihrem Gebiet eine bauliche Wertschöpfung von über 300 Millionen Franken möglich sein wird.
«Piranha-Zone»
Wenig überraschend reagieren Gewerbeverband, Handelskammer und die SVP wenig erfreut über den Bebauungsplan. Besonders scharfes Geschütz fährt dabei der Gewerbeverband auf. Die angedachte Mischnutzung führe zu einer «Piranha-Zone» mit erheblichem Konfliktpotenzial, schreibt er in einer Stellungnahme: «Aus Sicht des Gewerbes ist der Bebauungsplan inakzeptabel.»
Gegen den Bebauungsplan waren 13 Einsprachen eingegangen. Fünf davon wurden nach Gesprächen zurückgezogen, wie Aeberhard ausführte. Die restlichen acht – darunter diejenige der heutigen Arealnutzer – als nicht berechtigt taxiert. «Baurechtsnehmer mit auslaufenden Verträgen haben keine Legitimation zu Einsprache», sagte Aeberhard.
Die Diskussion über das Entwicklungsgebiet ist aber zumindest auf politischer Ebene noch lange nicht abgeschlossen. Sie wird spätestens dann heftig aufkochen, wenn sich der Grosse Rat voraussichtlich im kommenden Winter mit dem Bebauungsplan befassen wird.
Zur selben Zeit will die Regierung bereits einen ersten festen Pflock für die Umnutzung des südlichen Arealteils einschlagen lassen. Er wird dem Grossen Rat den Umbau eines ehemaligen Coop-Gebäudes zur neuen Primarschule auf dem Areal beantragen. Das Schulhaus soll bereits 2020 bezugsbereit sein – also noch bevor die Baumaschinen für die ersten neuen Wohnbauten aufgefahren sein werden.