Schweizweit sterben rund 2000 Personen jährlich wegen Keimen, die sie sich im Spital zugezogen haben. Gemäss einer Mitteilung des Bundesamts für Gesundheit erleiden 5,9 Prozent der Patienten während ihres Aufenthalts in Spitälern eine Infektion. Das zeigt eine Messung der Expertengruppe «Swissnoso» in 96 Schweizer Spitälern. Mit dieser Zahl bewegt sich die Schweiz im europäischen Mittel.
Beunruhigend: Basel-Stadt hat in der Studie, für die jeweils an einem Tag zwischen April und Juni 2017 bei rund 13’000 Patienten Daten zu Spitalinfektionen erhoben wurden, am schlechtesten abgeschnitten. An der Messung teilgenommen haben das Universitätsspital Basel, das Claraspital, das Universitäts-Kinderspital beider Basel, das Felix-Platter-Spital und die Merian-Iselin-Klinik. Sie erreichen zusammen in der Studie eine Ansteckungshäufigkeit von 8,7 Prozent.
In diesem hohen Wertebereich bewegt sich nur noch der Kanton Waadt mit 8,3 Prozent. Zürich schnitt mit einem Wert von 4,9 Prozent ab, Baselland mit 5,6. Am niedrigsten ist die Ansteckungsgefahr im Kanton Thurgau mit 3,3 Prozent. Ausgewiesen wurden nur die Werte von Kantonen mit mindestens drei Spitälern.
Unispital: Luft nach oben
Andreas Widmer, stellvertretender Chefarzt und Leiter der Abteilung für Spitalhygiene im Unispital, zeigt sich über das schlechte Abschneiden von Basel-Stadt enttäuscht. «Wir haben uns mehr erhofft und sind davon ausgegangen, dass wir besser dastehen würden», sagt er. Auf was das schlechte Abschneiden zurückzuführen ist, sei unklar. Der detaillierte Bericht der Studie erwarte er im Oktober.
Zwar sind laut Bundesamt für Gesundheit mehr Patienten in grossen Schweizer Spitälern von einer Infektion betroffen als in kleineren und mittleren. Das liege daran, dass Hospitalisierte in grösseren Institutionen in der Regel kränker sind. Ausserdem würden grössere Spitäler wie das Unispital risikoreichere Eingriffe vornehmen. Dennoch ist für Widmer klar: «Wir müssen als Unispital besser werden, denn jede Spitalinfektion ist eine zu viel.» Zumal sich ein Drittel dieser Infektionen verhindern liesse.
Das Unispital hat laut Widmer Massnahmen eingeleitet, um die Zahl der Spitalinfektionen zu reduzieren. So wird neu der korrekte Verbrauch von Antibiotika intensiver überwacht. Widmer hofft so, das Problem der antibiotikaresistenten Bakterien in den Griff zu bekommen. Denn diese Problemkeime führen zu schwer behandelbaren Spitalinfektionen und vermehrten Todesfällen.
Kanton beobachtet
Eine weitere Massnahme ist die Kontrolle der Türöffnungen. «Es ist uns aufgefallen, dass die Zahl der Türöffnungen während einer Operation zu hoch war», erklärt Widmer. «Seit einem Jahr kann deshalb gewählt werden, ob die Tür ganz geöffnet werden muss, weil ein Patient hineingefahren wird, oder nur zur Hälfte, wenn jemand in den Operationssaal eintreten muss.» Damit könne gewährleistet werden, dass die Luft nicht so stark verschmutzt werde, so Widmer.
Das Claraspital erklärt sich den höheren Wert des Kantons Basel-Stadt «am ehesten» mit dem Alter und der Komplexität der im Kanton in den Zentrumsspitälern behandelten Patienten. «Das Claraspital unternimmt grosse Anstrengungen, Infektionen möglichst zu vermeiden. So wurden beispielsweise auch 2017 Richtlinien nach internationalen Standards überarbeitet und die Mitarbeitenden entsprechend geschult», sagt Direktor Peter Eichenberger.
Das Gesundheitsdepartement meint zum schlechten Abschneiden von Basel-Stadt, dass es die Studie genauer analysieren und das eine oder andere Spital kontaktieren werde. Die Situation werde laufend beobachtet:
«Wir halten grundsätzlich fest, dass die Infektionsraten ein fester Bestandteil unseres Qualitätsmonitorings sind und wir die Zahlen und Entwicklungen beobachten. Wenn uns etwas auffällt, suchen wir das Gespräch mit dem betroffenen Spital, verlangen Verbesserungsmassnahmen und bleiben in engem Kontakt.»
Laut Sprecherin Anne Tschudin hat das Gesundheitsdepartement vergangenes Jahr mit Baselland zudem eine Kampagne lanciert, um die Bevölkerung und inbesondere das Spitalpersonal für das Thema Händehygiene zu sensibilisieren.