Wer sich weniger für den Sieg gegen Luzern, sondern für den Rücktritt von Matías Delgados interessiert, wird weiter unten bedient.
Die Chronik: Erster Sieg unter Raphael Wicky und eine Wiedergutmachung nach der Startniederlage
Der FC Basel hielt sich wie immer an das Protokoll und schritt nach dem Sieg über den FC Luzern zur Ehrenrunde zwecks Verabschiedung von den Fans. Nur war die überwältigende Mehrheit der offiziell 27’416 Zuschauer gar nicht mehr auf der Tribüne. Praktisch mit Abpfiff leerte sich das Stadion, und der Applaus für die Darbietung des Meisters hielt sich ohnehin in Grenzen.
Dabei hatte dieser in der noch jungen Saison erstmals gewonnen, nachdem er zum Auftakt den weiter makellosen Berner Young Boys unterlegen war. Der verhaltene Applaus und das rasche Verschwinden der Fans war auf den ersten Blick also nicht zu erklären.
Auf den zweiten schon eher. Drei personelle Veränderungen hatte Trainer Raphael Wicky vorgenommen: Eder Balanta, Dominik Schmid und Kevin Bua rutschten in die Startformation und die Grundordnung änderte sich von einem 4-2-3-1 (gegen YB) in ein 3-1-4-2. Aber das ganz grosse Spektakel lieferte der Meister auch im zweiten Spiel nicht ab. Den Führungstreffer mal ausgenommen, den Mohamed Elyounoussi in der 14. Minute per Fallrückzieher erzielte.
Van Wolfswinkel trifft zum ersten Mal für den FCB
Kevin Bua, der schnelle Mann im Doppelsturm mit Ricky van Wolfswinkel, erzielte das 2:0 in der 22. Minute und rundete die starke Startphase ab. Ehe Elyounoussi mit einem Eigentor die ansonsten bemühten, aber wenig gefährlichen Zentralschweizer wieder ins Spiel brachte. Schliesslich sicherte van Wolfswinkels Premieretor für den FCB den Sieg.
Drei Punkte liegen die Basler in der Tabelle hinter dem Leader YB zurück. Die Berner hatten am Samstag ihre Partie gegen die harmlosen Grasshoppers 4:0 gewonnen.
Der Nebenschauplatz, der zum Hauptschauplatz wird: Matías Delgado beendet seine Karriere
Um circa 15 Uhr hiess es noch: «Matías Delgado steht aus privaten Gründen nicht im Aufgebot.» Nachfragen wollte niemand beantworten, und man liess es irgendwann dabei bewenden, denn auch Fussballer haben Privatsphären, die Respekt verdienen.
Eine Stunde nach Abpfiff, die wildesten Gerüchte machten längst die Runde, liess der FC Basel die Katze aus dem Sack: Matías Delgado hört sofort auf mit dem Profifussball. «Ich fühle mich nicht mehr hundertprozentig in der Lage, volle Leistung zu bringen», sagte der Captain im gut gefüllten Medienzentrum. Und er schob in Tränen ausgebrochen nach: «Ich bin erschöpft.»
Es ist das Ende der Karriere eines Spielers, der sich in die Herzen der Fans gespielt hat, wie kaum ein anderer. Davon zeugte die Aktion der Muttenzerkurve, die das Medienzentrum friedlich betrat und sich an den Captain wendete: «Ist das wirklich wahr?» rief einer auf Spanisch, bevor die Gruppe Fangesänge zu Ehren ihres Captains anstimmte.
Ohne Worte…#rotblaulive#Delgado@FC_Baselpic.twitter.com/gbwRIxrD0B— Jeff Baltermia (@JeffBaltermia) July 30, 2017
Wie es weiter geht in seinem Leben, weiss Matías Delgado noch nicht. Einen Verbleib mit seiner Familie in Basel könne er sich durchaus vorstellen. Erst am Vortag des Spiels hatte er die sportliche Leitung informiert, die so kurz danach auch noch nicht wusste, wie es weitergehen soll mit der offenen Stelle im Kader.
Sportchef Marco Streller sagt: «Noch hatten wir keine Zeit, uns Gedanken zu machen. Ich will nichts dementieren oder ausschliessen, aber im Moment haben wir Vertrauen in das Kader, das uns zur Verfügung steht.» Weiter schilderte der Sportchef: «Wir haben das Team erst nach dem Spiel informiert, weil wir die Konzentration nicht stören wollten. Schliesslich ist diese Meldung eine riesen Bombe. In der Kabine wurde es entsprechend emotional.»
Matías Emilio Delgado – der Fantasista. Ein Beitrag der Tageswoche zur Rückkehr nach Basel im Sommer 2013.
Trainer Raphael Wicky sagt: «Auch für mich kommt das überraschend. Ich habe einen wundervollen Fussballer und wundervollen Menschen kennengelernt. In der Vorbereitung sagte mir Matí einmal, er wolle nicht zum Problem werden. Ich antwortete ihm, dass er kein Problem sei, sondern Teil der Lösung.»
Die Startaufstellungen:
FC Basel (3-1-4-2): Vaclik; Akanji, Suchy, Balanta; Zuffi; Lang, Elyounoussi, Schmid, Steffen; Bua, van Wolfswinkel.
FC Luzern (4-4-2): Omlin; Schwegler, Knezevic, Schulz, Lustenberger; Schneuwly, Kryeziu, Rodriguez; Custodio, Itten, Juric.